Schilddrüsenunterfunktion

Alles Wichtige in 30 Sekunden

  • Eine Schilddrüsenunterfunktion heißt medizinisch Hypothyreose.
  • Bei dieser Schilddrüsenerkrankung werden zu wenige Schilddrüsenhormone produziert.
  • Häufige Ursachen sind Entzündungen, Nebenwirkungen von Medikamenten oder eine operativ entfernte Schilddrüse.
  • Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion zeigen sich körperlich und psychisch.
  • Eine Diagnose kann mittels Blutuntersuchung gestellt werden. Ergänzend können Ultraschall, Szintigraphie oder Punktion eingesetzt werden.
  • Die Behandlung erfolgt durch die Substitution mit synthetisch hergestellten Schilddrüsenhormonen wie Thyroxin.

Was ist eine eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)?

Die Schilddrüse ist eine Hormondrüse, die sich vorne am Hals unterhalb des Kehlkopfs befindet. Die Hormone, die von der Schilddrüse ausgeschüttet werden, steuern verschiedene Stoffwechselvorgänge. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) werden zu wenige solcher Hormone produziert. In unseren Breiten sind etwa 5 von 100 Menschen betroffen, Frauen mehr als Männer, bei älteren Patienten kommt diese Schilddrüsenerkrankung häufiger vor1.

 

Welche Symptome treten bei einer Unterfunktion der Schilddrüse auf?

Schilddrüsenhormone wirken sich auf zahlreiche Stoffwechselprozesse und die Funktion verschiedener Organe aus. Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse verlangsamt sich der Stoffwechsel. Das kann neben körperlichen auch zu psychischen Beschwerden führen2.

Körperliche Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

Psychische Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

Welche Ursachen hat eine Schilddrüsenunterfunktion?

Meistens liegt die Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion in der Schilddrüse selbst und wird dann als primäre Hypothyreose bezeichnet. Liegt die Ursache im höhergeschalteten Zentrum der Hormonregulation der Hirnanhangsdrüse, spricht man von einer sekundären Hypothyreose. Sehr selten kommen tertiäre Formen vor, die durch Funktionsstörungen im Hypothalamus, dem obersten Regulationszentrum für hormonelle Vorgänge, entstehen.3

Entzündungen der Schilddrüse

Jodmangel

Entfernung oder Zerstörung der Schilddrüse

Medikamente

Angeborene Schilddrüsenunterfunktion

Fehlfunktion der Hirnanhangsdrüse

Wie erfolgt die Diagnose einer Hypothyreose?

Eine Funktionsstörung der Schilddrüse lässt sich leicht mithilfe einer Blutuntersuchung diagnostizieren. Dazu werden die Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) im Blut bestimmt sowie der TSH-Wert. Ist das TSH erhöht, kann dies auf eine latente Unterfunktion der Schilddrüse hindeuten – und zwar auch dann, wenn die Schilddrüsenhormone T3 und T4 noch im Normbereich liegen6. Bei einem niedrigen TSH liegt der Verdacht auf eine Überfunktion der Schilddrüse nahe.

Weiterführende Diagnostik

Zur Ursachenfindung einer Hypothyreose kann man Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe bestimmen, diese sind bei Autoimmunerkrankungen erhöht. Eine Untersuchung mit Ultraschall wird häufig ergänzend eingesetzt. Manchmal wird eine Szintigraphie empfohlen. Bei dieser nuklearmedizinischen Untersuchung können Krankheiten diagnostiziert und Hinweise auf die Funktion der Schilddrüse gewonnen werden. Bei unklaren Gewebeveränderung kann eine Gewebepunktion mit einer feinen Nadel erfolgen und das Präparat mit dem Mikroskop untersucht werden.

 

Wie wird eine Unterfunktion der Schilddrüse behandelt?

Die Behandlung einer Hypothyreose erfolgt durch die Gabe synthetischer Schilddrüsenhormone. In der Regel wird dabei L-Thyroxin, künstliches T4, gegeben. Dieses wird im Körper in die aktive Form des Hormons, das T3, umgewandelt. Gelegentlich kommt eine Kombinationstherapie mit T3 und T4 infrage. Die Steuerung der Dosis erfolgt über eine regelmäßige Kontrolle der Blutwerte und hat eine sogenannte euthyreote Stoffwechsellage, also eine normale Schilddrüsenfunktion zum Ziel. Es kann zwei bis drei Monate dauern, bis sich der Hormonpegel und der TSH-Wert korrekt eingependelt hat. In besonderen Lebensphasen, zum Beispiel einer Schwangerschaft, kann eine Dosisanpassung erforderlich sein.

Wie verläuft eine Schilddrüsenunterfunktion?

Der Verlauf einer Schilddrüsenunterfunktion hängt von der Ursache ab. Häufig entwickelt sie sich schleichend und es dauert längere Zeit, bis die Betroffenen Symptome wahrnehmen, da diese zunächst recht unspezifisch sein können, z. B. verstärkte Müdigkeit und Konzentrationsprobleme. Je nach Ursache ist es möglich, dass sich die Schilddrüse erholt und ihre normale Funktion wieder aufnimmt.

 

Was passiert, wenn eine Unterfunktion der Schilddrüse nicht behandelt wird?

Insbesondere bei Kindern kann eine unbehandelte Unterfunktion der Schilddrüse schwerwiegende Folgen haben wie Wachstumsstörungen, Schwerhörigkeit oder geistige Entwicklungsstörungen. Das passiert jedoch selten, weil die Störung normalerweise im Rahmen des Neugeborenenscreenings, bei dem Blut abgenommen wird, erkannt wird.7 Bei älteren Menschen kann eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion Beschwerden wie Kreislaufstörungen oder Bewusstseinsstörungen verursachen. Im Extremfall kann ein Koma auftreten, was jedoch sehr selten vorkommt.8

 

Woran erkennt man eine gute Klinik für Schilddrüsenunterfunktionen?

Eine gute Klinik sollte über die Möglichkeiten einer differenzierten Diagnostik verfügen und für die Therapie verschiedene Verfahren anbieten, die auch miteinander kombiniert werden können, z. B. medikamentöse, operative und strahlentherapeutische Maßnahmen. Besondere Expertise findet man bei Kliniken unterschiedliche Größe, die sich dem Kompetenznetzwerk „Deutsches Schilddrüsenzentrum“ angeschlossen haben. Hierbei handelt es sich um einen interdisziplinären Zusammenschluss von Schilddrüsenexperten, die Konzepte zur erfolgreichen Behandlung von Schilddrüsenunterfunktion entwickeln.

 

FAQ – Häufige Fragen

Kann man einer Schilddrüsenunterfunktion vorbeugen?

Kann man bei Schilddrüsenunterfunktion die Symptome nur mit Medikamenten beheben?

Hat eine Schilddrüsenunterfunktion Auswirkungen auf den Alltag?

Können Depressionen durch die Schilddrüse bedingt sein?

Quellenliste

1 gesund.bund.de. „Schilddrüsenunterfunktion“, Stand: 20.04.2022, https://gesund.bund.de/schilddruesenunterfunktion#ursachen (Letzter Aufruf: 06.08.24)

2 Deutsches Schilddrüsenzentrum. „Schilddrüsenunterfunktion“, Autor: Udo Zieren, https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/schilddruesenerkrankungen/schilddruesenunterfunktion/ (Letzter Aufruf: 06.08.24)

3 Gelbe Liste. „Hypothyreose“, Autorin Ute Walliczek-Dworschak, Stand: 09.12.2019, https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/hypothyreose (Letzter Aufruf: 06.08.24)

4 Deutsche Apotheker Zeitung: „Sicherheit der Lithiumtherapie“, DAZ.ONLINE, DAZ 6/2012, Autor: Hans-Peter Hanssen, https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2012/daz-6-2012/sicherheit-der-lithiumtherapie-nach-metaanalyse-nebenwirkungen-neu-bewerten (Letzter Aufruf: 06.08.24)

5 Trummer, C., Theiler-Schwetz, V. & Pilz, S.: „Amiodaron-induzierte Thyreopathien.“ In: Journal für Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel, Volume 13, S. 119–123 (2020). https://doi.org/10.1007/s41969-020-00109-6 (Letzter Aufruf: 06.08.24)

6 Deutsches Schilddrüsenzentrum. „Blutuntersuchungen“, Autor: Udo Zieren, https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/schilddruesendiagnostik/blutuntersuchungen/ (Letzter Aufruf: 06.08.24)

7 MSD Manual, Ausgabe für Patienten: „Schilddrüsenfunktion beim Neueborenen“, Autor: Adrew Calabria, Stand: September 2022, https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-kindern/hormonelle-st%C3%B6rungen-bei-kindern/schilddr%C3%BCsenunterfunktion-beim-neugeborenen (Letzter Aufruf: 06.08.24)

8 USZ Universitätsspital Zürich: „Schilddrüsenunterfunktion“, https://www.usz.ch/krankheit/schilddruesenunterfunktion/ (Letzter Aufruf: 06.08.24)